Minimierung der Risikofaktoren

Was bringt eine Reduzierung der Risikofaktoren?

Die koronare Herzkrankheit entwickelt sich fast immer aus einer Arteriosklerose. Verschiedene Risikofaktoren sind als Verursacher der Arteriosklerose aufgedeckt worden und werden in beeinflussbare und nicht beeinflussbare Faktoren unterschieden. Hier eröffnen sich dem betroffenen Patienten große Chancen, sein Krankheitsgeschehen selbst mit in die Hand zu nehmen und günstig zu gestalten. Im Rahmen der Sekundärprävention – also bei Vorliegen einer KHK - kann durch Verringerung der Risikofaktoren das Fortschreiten der koronaren Herzkrankheit bzw. ein erneuter Herzinfarkt oder Bypass-Verschluss verhindert werden. In der Primärprävention wird durch Risikofaktoren-Reduktion die Wahrscheinlichkeit des Erstauftretens eines Herzinfarktes oder einer anderen arteriosklerotischen Gefäßerkrankung (z.B. Schlaganfall) gesenkt.

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Senkung der Cholesterinwerte

Die meisten Fettstoffwechselstörungen mit Cholesterinerhöhung sind nicht genetisch bedingt, also nicht vererbt. Vielmehr sind sie zu etwa 90 % Folge einer ungünstigen Ernährungsweise. Allerdings gibt es dabei große individuelle Unterschiede. Einige Menschen haben einen sehr guten Fettstoffwechsel, d. h. obwohl sie sich fettreich ernähren, haben sie dennoch normale Blutfette (also auch Cholesterinwerte) und sind bezüglich arteriosklerotischer Gefäßerkrankungen wenig gefährdet. Andere dagegen haben keinen so guten Fettstoffwechsel; bei ihnen kann bereits gelegentliches üppiges Essen zu erhöhten Fettwerten führen.
Bei einigen wenigen Patienten sind erhöhte Fettwerte im Blut (insbesondere hohe Cholesterinwerte) genetisch bedingt. Es wird dann nicht mehr von einer Fettstoffwechselstörung sondern von einer Fettstoffwechselkrankheit gesprochen. Die bekannteste ist die „familiäre Hypercholesterinämie“. Das Cholesterin wird bei dieser Krankheit nur ungenügend in die Leberzelle aufgenommen und verarbeitet und steigt daher im Blut drastisch an.

Die ideale Ernährung

Studien haben gezeigt, dass eine Ernährung, wie sie im Mittelmeerraum üblich ist, die Re-Infarktrate deutlich reduziert. Daher sollte allen Patienten nach einem Herzinfarkt und mit KHK zu einer mediterranen Kost geraten werden. Der positive Einfluss der Ernährung spiegelt sich in einer deutlichen Senkung des LDL-Cholesterinwerts wider. Früher wurde eine deutlich fettreduzierte Kost empfohlen. Heute steht eine fettmodifizierte Kost im Vordergrund. Diese weist einen geringeren Anteil gesättigter Fette (vor allem tierische Fette) auf, die die Entstehung einer Arterienverkalkung beschleunigen. Dafür hat sie einen hohen Gehalt an ein- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie reichlich Gemüse und Früchte. Insgesamt sollte der Fettanteil 30 % nicht überschreiten (davon höchstens 8 % gesättigte Fettsäuren), die Kohlenhydratmenge kann dafür erhöht werden. Gesättigte Fettsäuren werden häufig als so genanntes unsichtbares Fett verzehrt, das sich z.B. in Wurst und vollfetten Milchprodukten, Kuchen und Süßigkeiten versteckt. Als besonders günstig haben sich pflanzliche Öle erwiesen, die viele ungesättigte Fettsäuren enthalten, wie etwa Raps- und Olivenöl. Rapsöl ist zudem reich an Omega-3-Fettsäuren.

So sollte Ihre gesunde Ernährung aussehen:
  • essen Sie möglichst viel frisches Obst, Gemüse und Salat
  • ernähren Sie sich abwechslungsreich
  • bevorzugen Sie kohlenhydrat- und ballaststoffreiche Lebensmittel (also möglichst Vollkornprodukte, Hartweizengrießnudeln)
  • gehen Sie sparsam mit Fett um, verzichten Sie dabei möglichst auf tierische Fette und bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette
  • trinken Sie reichlich – mindestens 2 Liter täglich - möglichst kalorienarme oder kalorienfreie Getränke (Mineralwasser, ungesüßte Kräutertees)
  • essen Sie etwa 1-2 Mal in der Woche Seefisch
  • halten Sie Ihre tägliche Kalorienmenge unter Kontrolle

Senkung des Blutdruckes

Der optimale Blutdruck liegt nach heutigen Standards bei weniger als 120/80 mm Hg, ein Wert von kleiner 130/85 ist als normal einzustufen. Über 140/90 mm Hg hat man bereits einen Bluthochdruck. Um einzuschätzen, ob Ihr Blutdruck sofort medikamentös behandelt werden muss, wird nach den neuesten Empfehlungen nicht mehr nur der Blutdruckwert herangezogen, sondern das so genannte Gesamtrisiko. Hierbei ist entscheidend, ob bei Ihnen zusätzlich bestimmte Folge- und Begleiterkrankungen (Herzschwäche, chronische Nierenerkrankung) oder Risikofaktoren (Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Rauchen, Alter bei Männern über 55, bei Frauen über 65 Jahre) vorhanden sind.

Bei einem leichten Bluthochdruck reichen häufig zur Blutdrucknormalisierung folgende Allgemeinmaßnahmen aus: Gewichtsreduzierung, Kochsalzeinschränkung, vermehrte bzw. regelmäßige körperliche Aktivität und Alkoholreduzierung.
Auch bei einem „mittelschweren“ Bluthochdruck stehen zunächst die genannten Maßnahmen im Vordergrund. Wenn allerdings ein hohes oder sehr hohes Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten besteht, müssen zusätzlich Medikamente zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden. Dies gilt ebenfalls für einen leichten oder mittelschweren Bluthochdruck, sofern Verhaltensänderungen keine Blutdrucknormalisierung bewirkt haben.

Einfluss von Diabetes mellitus auf eine KHK

Obwohl es sich beim Diabetes primär um eine Kohlenhydrat-Stoffwechselstörung handelt, weisen die Patienten ernste Herz-Kreislauf-Krankheiten als Begleiterscheinung auf und versterben zu mehr als 75 % an schweren arteriosklerotischen Blutgefäßveränderungen (Herzinfarkt, Schlaganfall). Derzeit sind in Deutschland ca. 5 Millionen Menschen zuckerkrank.
Beim Diabetes mellitus gibt es eine angeborene Form, die als Typ I bezeichnet wird. Die erworbene Form, Typ II, wird meist durch falsche und übermäßige Ernährung begünstigt. Beide Formen der Erkrankung sind gleichermaßen Wegbereiter für die Arteriosklerose, wobei sowohl die größeren als auch die kleineren arteriellen Gefäße in Mitleidenschaft gezogen werden. Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass die Zuckerkrankheit für arteriosklerotische Gefäßerkrankungen und deren Fortschreiten als ein Hoch-Risikozustand eingestuft werden muss, vergleichbar dem Risiko von Nichtdiabetikern nach einem durchgemachten Herzinfarkt.

Wie beeinflusst Bewegung mein Wohlbefinden?

Aktuelle Studien zeigen einen deutlich positiven Einfluss von Sport auf die KHK. Folgende Aussagen hinsichtlich der Verhinderung oder Verlangsamung einer zu einem Herzinfarkt führenden Koronarsklerose können derzeit getroffen werden:

  • Das Risiko einer KHK liegt bei körperlich aktiven Personen um die Hälfte niedriger als bei Inaktiven.
  • 2/3 aller Untersuchungen zeigen eine Dosis-Wirkung-Beziehung: je mehr Bewegung ein Mensch hat, umso deutlicher sinken seine Risiken.
  • Die meisten Studien belegen, dass körperlich Inaktive eine KHK zeitlich deutlich früher als körperlich Aktive erleiden.
  • Die Schutzwirkung körperlicher Aktivität ist unabhängig von zusätzlichen Risikofaktoren. Körperlich Aktive erleiden weniger Herzinfarkte als körperlich Inaktive, selbst wenn sie übergewichtig sind oder sogar rauchen.

Bewegung nach einem Herzinfarkt oder nach einer Herzoperation In der Sekundärprävention (d. h. ein Herzinfarkt bzw. eine Bypass-Operation haben stattgefunden), weisen Patienten, die ein körperliches Bewegungsprogramm durchführen, eine deutliche niedrigere Rate von Re-Infarkten oder Bypass-Verschlüssen auf. Körperliche Betätigung wirkt sich also auch im Rahmen der Sekundärprävention auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv aus: Bei vielen Patienten lässt sich Übergewicht reduzieren, der Blutdruck sinkt, die Blutfettwerte (Cholesterin, Triglyceride) verbessern sich, die diabetische Stoffwechsellage wird günstig beeinflusst. Untersuchungen an fast 5.000 Patienten nach einem Herzinfarkt ergaben bei den körperlich Aktiven eine Verminderung der Sterblichkeitsrate um 20-25 %. Dies gilt sowohl für das Versterben aufgrund eines tödlichen Re-Infarktes als auch an anderen Krankheitsursachen.

Wieviel Bewegung ist richtig?

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) und der Weltverband für Sportmedizin empfehlen Erwachsenen, unabhängig ob „gesund“ oder „herzkrank“, täglich 30 Minuten Bewegung mit angemessener Intensität (bezogen auf den Gesundheits- bzw. Krankheitszustand). Alten Menschen sollten Anreize geboten werden, aktive Lebensgewohnheiten anzustreben. Denn die Aufnahme eines körperlich aktiven Lebensstils in jedem Alter bringt gesundheitlichen Nutzen. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine hohe körperliche Belastung keine entscheidenden Vorteile gegenüber einer auf niedrigem oder mittlerem Niveau hat. Die günstigen Wirkungen sind in erster Linie abhängig von der Regelmäßigkeit körperlicher Bewegung. Untersuchungen haben gezeigt, dass die optimale Menge an körperlicher Aktivität erreicht ist, wenn durch diese 2.000-3.000 kcal pro Woche verbraucht werden, d. h. täglich ca. 300-400 kcal. Das entspricht 30 Minuten langsamem Joggen oder 60 Minuten „flottem Gehen“ oder „Walking“. Aber auch körperliche Betätigung alle zwei Tage mit einem Verbrauch von 600-700 kcal ist empfehlenswert. Für alle diejenigen, die diese optimale Menge an körperlicher Aktivität aus irgendeinem Grunde nicht erreichen, gilt, dass regelmäßige Belastung auf mittlerem Niveau mit einem Gesamtenergieumsatz um 1.000 kcal/Woche (also weniger als die Hälfte der optimalen Menge) auch mit einer (aber geringeren) Senkung der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit verbunden ist.

Rauchen

Das Rauchen ist nicht nur einer der gefährlichsten Risikofaktoren für die arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen und insbesondere der koronaren Herzkrankheit, sondern für die Gesundheit schlechthin. Rauchen begünstigt neben Herzerkrankungen auch chronische Lungenerkrankungen wie Bronchitis, Lungenemphysem (Lungenüberblähung) und Lungenasthma. Darüber hinaus fördert es die Krebsentwicklung nicht nur von Lungenkrebs sondern auch von Mund-, Speiseröhren-, Magen- und Darmkrebs. Aber auch Karzinome anderer Organe, wie Nieren, Blase sowie bei Frauen Brust und Gebärmutter, sind abhängig vom Rauchverhalten.
Besonders gefährdet sind Frauen, die rauchen und gleichzeitig die Anti-Baby-Pille nehmen, da bei ihnen das Risiko für die Ausbildung von Blutgerinnseln deutlich ansteigt. Weiterhin gibt es Hinweise, dass Nikotin Gefäßkrämpfe auslösen kann. Auch die Koronararterien sind hiervon betroffen. Dies macht sich beim Patienten subjektiv mit Angina pectoris (Brustenge) bemerkbar. Tritt ein Gefäßkrampf an einem bereits eingeengten Herzkranzgefäß auf, so kann es zu einem Gefäßverschluss mit Herzinfarkt kommen. Die Schäden an den Blutgefäßen für die Raucher entstehen durch das Kohlenmonoxyd mit nachfolgenden arteriosklerotischen Gefäßablagerungen und dem krebserzeugend wirkenden Teer in der Zigarette.

Übergewicht

Übergewicht ist ein Alarmzeichen, weil es mit vielen Krankheiten verbunden ist bzw. diese auslöst. Auch viele Risikofaktoren für Arteriosklerose und KHK werden durch Übergewicht hervorgerufen oder begünstigt, wie etwa: Hyperlipidämie (erhöhte Werte für Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut), Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ II, metabolisches Syndrom, körperliche Inaktivität und Herzinsuffizienz. Aber auch andere Organsysteme sind betroffen: so besteht ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen (z.B. Prostata, Gallenblase, Gebärmutter, Brustdrüse). Zusätzlich sind die Lungen in ihrer Funktion beeinträchtigt, was zu dem relativ häufigen und gefährlichen Schlafapnoe-Syndrom führen kann. Aber auch die Fruchtbarkeit kann reduziert sein und bei stark übergewichtigen Frauen treten vermehrt Komplikationen bei Geburten auf. Psychosoziale Probleme spielen heute in unserer Gesellschaft eine zunehmende Rolle durch vermindertes Selbstbewusstsein, soziale Isolation und Diskriminierung, Partnerschafts- und Berufsprobleme, die bei Übergewichtigen vermehrt auftreten. Darüber hinaus haben Übergewichtige ein deutlich erhöhtes Operationsrisiko sowie eine reduzierte Belastbarkeit. Verschleißerscheinungen mit Krankheiten von Wirbelsäule und Gelenken (besonders Knie, Hüfte) stellen ein weiteres zunehmendes Gesundheitsproblem dar.

Was ist Stress und wie kann er mich gefährden?

Obwohl das Wort in aller Munde ist, wird der Begriff häufig falsch verwendet. Stress kommt aus dem Englischen und bedeutet „Beanspruchung, Belastung, Druck“ des Organismus durch äußere oder innere Reize - angefangen von äußeren Umgebungsfaktoren (Hitze und Kälte) bis zu seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen. Die psychische und physische Antwort des Organismus auf belastende Reize (Stress), auf die der Körper nicht in genügender Weise angepasst ist, fällt ziemlich einheitlich aus. Besonders am Herz-Kreislauf-System macht sich der Stress deutlich bemerkbar. Die hormonelle Reaktion auf Stress ist die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin sowie Kortisol. Diese beeinflussen den Kreislauf mit akuten und chronischen Blutdruckanstiegen, den Stoffwechsel mit Cholesterinerhöhung und das Gerinnungssystem. Diese ungünstigen Veränderungen führen zum Fortschreiten der Arteriosklerose bis hin zum Herzinfarkt, besonders wenn weitere Risikofaktoren bestehen.

Was kann ich gegen Stress machen?

Bei der richtigen Stressverarbeitung spielt das persönliche Verhalten eine große Rolle. Deshalb ist es besonders wichtig, individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dazu gehören Entspannungsübungen wie z.B. das autogene Training oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Die meisten Stressfaktoren können dadurch positiv beeinflusst werden.
Manchmal ist eine grundlegende Verhaltensänderung medizinisch sinnvoll. Hierzu sollte der Betroffene nicht zögern, einen Psychotherapeuten/Psychologen aufzusuchen oder sich Selbsthilfegruppen anzuschließen. Durch Stabilisierung der emotionalen Verfassung können viele organische Krankheiten und psychischer Leidensdruck abgemildert oder beseitigt werden.